Der Motor ist da

Die MZ – Für mich ist der Zweitakter eher das unbekannte Wesen. Eigentlich ist er technisch gesehen super simpel und doch muss man die Motoren gut kennen. Auch ist immer wieder Spezialwerkzeug nötig, dass ich mir für die MZ nicht anschaffen wollte. Also habe ich den Motor zum Spezialisten geschickt. Der Auftrag lautete: Mach alles Frisch und Schön. Das hat Dirk gemacht und die Lieferung glänzt schon echt übel. Versehen mit 12 Volt Lichtmaschine und elektronischer Zündung sollte das Gerät auch gut knattern!

 

Es läuft rund

Die MZ – Für mich war das Einspeichen der Räder immer eine Aufgabe für den Spezialisten. Bei Fahrrädern habe ich das schon gemacht, bei Motorrädern hatte ich da immer eine Hemmschwelle. Die habe ich das erste Mal ignoriert und mir einen Zentrierständer bestellt. Das Einspeichen war keine große Herausforderung und auch auch die Zentrierung verlief völlig problemlos. Das war ein guter erster Versuch und ab jetzt mache ich das immer selber.

Die Hexenküche

Die MZ – Ich hab schon häufig von der Idee gehört, den Tank mit Chlorreiniger „auszukochen“  gehört. Kurzentschlossen habe ich mir den Tank der MZ gegriffen und das mal ausprobiert. Wasser und zwei Flaschen Chlorhaltigen Haushaltsreiniger in den Tank. Dann eine Anode (Stab aus Edelstahl ohne Kontakt zum Tank) an die Plus-Klemme eines Ladegerätes und die Masse auf den Tank legen. Strom an = Feuer frei!

Das brodelt wunderbar und der ganze Dreck löst sich. Die Suppe riecht nach Knallgas (bitte keine Zigaretten oder offenes Feuer in der Nähe) und sieht echt lecker aus!

Danach mit Zitronensäure (in warmen Wasser auflösen) über Nacht stehen lassen. Das entfernt den Rost final. Danach mit Zwei-Takt Öl ausschwenken.

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MZ – aufgeGABELt

Die Gabel war der nächste Arbeitsschritt. In die Verschraubungen der Tauchrohre werden die Simmeringe und hochwertige Sozialistische Filzringe als Ölnebel-Aufnehmer montiert. Auch hier hat mir ein Spezialwerkzeug von Willi geholfen, dass genau die richtige Einsetztiefe sicherstellt.

Beim Vergleich der Standrohre ist mir im ersten Momente nicht aufgefallen, dass die neuen 12 mm länger sind. Was mir aber schon komisch vorkam, war, dass sie eine Nut mehr am unteren Ende haben. Ich habe den Verkäufer dazu gefragt und die Erklärung ist einfach. Es handelt sich um Rohre der ETZ. Die sind nochmal seltener als die der TS250/0. Er gab zu, daß er die dann doch zu günstig hergegeben hat (sein Wort war „Goldstaub“).

Hier gut erkennbar, der Unterschied

Vorher / Nachher

Und hier der Spezialschlüssel im Einsatz

Fertig!

Sehr lustig finde ich das Gabelöl, dass verwendet werden soll….
Mit Hanseline saust die Maschine – WUNDERBAR

Heute habe ich bei Ralf die Teile zum pulvern abgeholt und werde sie morgen der Fachfirma meines Vertrauens übergeben.

Schritt für Schritt dem Osten entgegen

Der Vergaser war völlig versülzt. Ich war mir nicht sicher, ob ich den wieder hinbekomme.

Ich habe ihn mit einem speziellen Vergaserreiniger vorbehandelt. Danach kam er für 10 min ins Ultraschallbad bei 60 Grad. Das hat offensichtlich geholfen!

Weiter ging es mit der Gabel. Das war kein leichtes Unterfangen! Ich hatte aus dem Forum als Leihgabe den Spezialschlüssel für die verschraubten Überwürfe bekommen. Die waren aber so mit dem alten DDR Chrom verbunden (Rost verbindet innig), dass wir doch die Zange und zweimal über 100kg Körpergewicht zur Hilfe nehmen mussten. Jetzt ist alles auseinander!

Damit sind die Verschraubungen leider im Eimer, die musste ich (wie vieles anderes auch) neu bestellten. Die erste Bestellung war tatsächlich etwas umfangreicher, die Werkstatt liegt jetzt voll…
Schade ist, dass die Standrohre der Gabel nicht mehr zu gebrauchen waren. Der Chrom war vor allem im Bereich der Simmeringe hinüber. Ein Segen, dass auch hier das Forum helfen konnte. Ein Kollege hatte noch neue und originale Rohre aus der Zeit vor der Wende im Keller liegen (ein leichter Geruch von Erich Honecker weht durch die Werkstatt). Die Teile waren zwar noch immer teuer, aber günstiger als die wenigen Angebote der Händler. Die rufen 170 Euronen pro Stück auf. Als nächstes werde ich die Tauchrohre  polieren und die Gabelteile montieren.

Den Motor habe ich für den Versand vorbereitet. Die Aufgabe gehe ich nicht selber an. Ich muss nicht alles können und so ist ein dicker Karton auf dem Weg nach Berlin. Die Abstimmung des Auftrags am Telefon war lustig, denn der Kollege hat heftigst „berlinert“.

Ralf war schon fleißig und hat demontierte Teile gereinigt und aufbereitet. Einige Teile bringe ich nächste Woche zum Pulverbeschichter und die Lackteile zum Lackierer.  So geht alles seinen sozialistischen Weg.

 

Die MZ ist zerlegt

Es war ja nicht mehr viel und es ist vollbracht. Immer wenn ich durch die Werkstatt gerannt bin, habe ich schnell ein Teil demontiert und so ist der Rahmen jetzt nackt.


Die Schwinge hat kein Spiel und da der Rahmen nicht gepulvert wird, bleibt sie drin. Die Federbeine werden gegen neue ausgetauscht, die sind leider nicht mehr zu retten. Eine erste Bestellliste ist schon vorbereitet. Obwohl die Teile alle recht günstig sind, steht schon ein 4-stelliger Betrag auf dem Zettel.  Grundsätzlich ist die Teileverfügbarkeit erstaunlich gut, das überrascht mich und zeigt, dass es noch viele laufende Exemplare und eine große Fan-Community gibt.

Grundsätzlich ist das alles sehr einfache Technik, die mich bisher nicht sonderlich fordert. Auseinander ging es sehr schnell. Ich bin sehr gespannt, wie es mit dem Zusammenbau vonstatten geht.

Großartig finde ich die Unterstützung im MZ-Forum. Sehr schnell habe ich Hilfe bekommen. Für die Demontage der Gabel braucht man einen Spezial-Schlüssel, der mir kurzerhand einfach zugeschickt wurde. Der kostet mich nur  Porto und das Versprechen, ihn nach Gebrauch zurückzuschicken. An dieser Stelle geht mein Dank an Willi!!!

Als nächstes fahre ich den zweiten Schwung Teile zu Ralf. Da kann er polieren und aufhübschen. Viele Hände, schnelles Ende.

Hier noch ein paar Eindrücke…


Die MZ TS250 aus dem Neckermann-Katalog

Die Motorräder der Baureihe MZ TS 250 wurden im VEB Motorradwerk Zschopau in den Jahren 1973 bis 1976 gebaut. Auf der Leipziger Herbstmesse 1972 hatte der Hersteller die neuentwickelte TS 250 (dabei steht TS für Teleskopgabel – Schwinge und 250 für den Hubraum) erstmals der Öffentlichkeit gezeigt. Von 1976 bis 1981 wurden insgesamt 167.925 Stück hergestellt (ohne Sondermodelle).

Neckermann macht’s möglich! Die Älteren unter uns werden es vielleicht noch wissen: Beginnend In den 60er Jahren verkaufte Neckermann über seine Kataloge auch Zweiräder.

Mopeds von Jawa und Garelli, Motorroller von Capri Agrati und „schwere“ Motorräder von Jawa und MZ waren im Programm. Der Exportanteil von MZ über Neckermann lag bei 2% der Gesamtproduktion. Ab 1984 übernahm Zubehörhändler Hein Gericke den Vertrieb im Westen. Für die DDR war der Verkauf in Deutschland eine sehr gute Lösung, um an Devisen zu kommen!

1975 war Ralf (mein Bekannter) gute 18 Jahre alt und hat, wie viele andere in seinem Alter, die Kataloge von Neckermann studiert. Damals hat er sich für die TS 250 in Gelb entschieden und ich kann mir gut vorstellen, wie stolz er damit durch die Gegend knatterte. Immerhin 19 gigantische Zweitakt-PS rissen an der Kette und beschleunigten ihn (er war sicher leichter als heute und trug enganliegende Kleidung) auf stolze 130 km/h.

Bemerkenswert ist, dass er diese  technische Relikt des real existierenden Sozialismus nie verkauft hat. Er hat sie irgendwann (nach 27.000 km) abgestellt und nicht mehr bewegt. Aber er hatte immer den Plan, sie irgendwann zu überholen und wieder in den originalen Zustand zurückzuversetzen.

Eigentlich schraube  ich nicht mehr für andere. Aber hier mache ich mal eine Ausnahme! Also bin ich mit dem Transporter hin und so habe ich das Teil bei ihm abgeholt.

Der Kickstarter rutscht durch, der Motor läuft nicht, die Reifen sind steinhart, der Chrom ist kaputt, ein Tauchrohr sifft….   Da ist einiges zu tun.

Alles beginnt mit der Demontage und nach knapp zwei Stunden ist das Wesentliche getan.

Die Radsätze und die Gabel kommen noch raus! Übrig bleibt ein Haufen Teilen die ich zu Ralf bringe. Er kann sich jetzt mit der Aufbereitung beschäftigen.

Dann ist da noch der Motor.

Erfahrungsgemäß ist er nach 30.000 km eh ein Fall für die Werkbank. Also macht es Sinn, ihn komplett zu überholen. Da sind noch die ersten Kurbelwellenlager der DDR verbaut. Denen sagt man nicht die beste Qualität nach.  Auch ein Umbau auf 12 Volt steht an, denn die 6 Volt Zündung ist oft ein Ärgernis beim Starten, das kann die 12er besser. Ich habe das Spezialwerkzeug für den Motor genausowenig wie die nötige Erfahrung. Eventuell schicke ich ihn zum Spezialisten. Davon gibt es zum Glück genug und die Preise sind weit weg von der mir bekannten 4-Takt Technik.

Ich berichte weiter…